Gesellschaft Nachhaltigkeit
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14. Dezember 2020

Bioökonomie: Die Gesellschaft einbeziehen

Mit dem Ziel nachhaltigen Wirtschaftens hat sich Deutschland auf den Weg zu einer biobasierten Wirtschaft gemacht. Die Gesellschaft in diese Transformation einzubeziehen, ist wichtig, um den Wandel in Richtung mehr Nachhaltigkeit selbst nachhaltig zu gestalten.

Die Wirtschaft steht am Beginn eines Umbruchs – weg von der fossilen hin zur biobasierten Wirtschaft, der Bioökonomie. Ziel der Bioökonomie ist die Nachhaltigkeit und ja, es handelt sich um eine Vision, aber auch um ein Konzept. Das Konzept wird mit mehr und mehr konkreten Beispielen gefüllt, doch bis wir am Ziel einer klimaneutralen, nachhaltigen Wirtschaftsweise angelangt sind, werden noch einige Jahre vergehen.

Erste Unternehmen in Deutschland haben die Bedeutung der Nachhaltigkeit für die Zukunft ihres Unternehmens erkannt. Einige haben bereits fossile Roh- und Ausgangsstoffe durch biobasierte Substanzen ersetzt oder sind dabei chemische Prozesse in biotechnologische Prozesse umzuwandeln. Die Bundesregierung unterstützt den Wandel – es ist u.a. ihre Antwort auf den erforderlichen Strukturwandel in den Braunkohleregionen, den sie vorantreiben will (Dieken und Venhaus 2020).

Was sagt die Gesellschaft?

Wie wird diese Biotransformation von der Gesellschaft wahrgenommen? Welche Einstellung hat die Bevölkerung zum Einsatz der Biotechnologie, der Schlüsseltechnologie im Bioökonomie-Konzept? Kritische Einstellungen gegenüber biotechnologischen Methoden, die häufig mit dem Einsatz von Gentechnik gleichgesetzt werden, prägen derzeit den öffentlichen Diskurs. Doch eine Energie- und Rohstoffwende ohne Biotechnologie wird nicht möglich sein. Daher ist es umso wichtiger die Gesellschaft in diesen Transformationsprozess, der auch dazu beiträgt die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu erreichen, mit einzubeziehen und Aufklärung zu Technologien, Risiken und Chancen zu betreiben.

„...Kritikpunkte an der fehlenden Nachhaltigkeit der Bioökonomie sind berechtigt. Wieso wird dennoch in der Bioökonomie ein Schlüssel für eine nachhaltige, umweltschonende Wirtschaftsweise gesehen, die entscheidend zu einer CO2-neutralen Ökonomie beitragen kann?“

Prof. Dr. Bodo Philipp: „Auf dem Weg zur [Bio]Ökonomie: Von der Biologie lernen?". Quelle: ZIN-Blog

Eines soll klargestellt werden: Eine biobasierte Produktion ist nicht automatisch nachhaltig und es gibt durchaus berechtigte Kritikpunkte an der fehlenden Nachhaltigkeit der Bioökonomie in manchen Bereichen. Diese Kritikpunkte zeigen aber vor allem, dass einige Prozesse, die zu einer umweltschonenden Wirtschaftsweise führen sollen, noch nicht bis zu Ende gedacht sind – nicht von den Unternehmen, aber auch nicht von der Politik. Biotechnologie-Unternehmen wie BRAIN können mit ihrer Innovationskraft beitragen, um für die produzierende Industrie wirklich nachhaltige biobasierte Produkte bzw. biotechnologische Lösungen zu entwickeln.

Wie können wir von biologischen Prinzipien lernen und den Begriff der Bioökonomie erweitern? Interessierte Leser und Leserinnen finden dazu einen Artikel von Prof. Dr. Bodo Philipp, Professor für Mikrobielle Biotechnologie an der WWU Münster, im Nachhaltigkeits-Blog des "Zentrum für Interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung" (ZIN).

Eine Analyse zur Ermittlung der öffentlichen Wahrnehmung der Bioökonomie und der Ideen und Argumente haben Dieken und Venhaus in einer aktuellen Publikation veröffentlicht.

Transdisziplinäre Partizipationsforschung

Im transdisziplinären Forschungsvorhaben BIOCIVIS beschäftigen sich die beteiligten Akteure mit der Fragestellung, unter welchen Bedingungen gesellschaftliche Partizipationsprozesse einen Beitrag zur Nachhaltigkeit bioökonomischer Verfahren und zur Stärkung demokratischer Teilhabe leisten – dies am Beispiel der mikrobiellen Biotechnologie. Was heißt das konkret? Basierend auf demokratietheoretischen Ideen und Erkenntnissen aus der Partizipationsforschung werden Beteiligungsformate entwickelt, die künftig zur verbesserten Teilhabe an Entscheidungsprozessen eingesetzt werden können. PolitikwissenschaftlerInnen und BiologInnen arbeiten dazu eng zusammen und wollen in den Beteiligungsverfahren Praxispartner, darunter Unternehmen der mikrobiellen Biotechnologie und Akteure aus anderen gesellschaftlichen Bereichen, und BürgerInnen in einen Dialog bringen.

BIOCIVIS (Förderkennzeichen 031B0780) ist am 1. November 2019 unter der Leitung von Prof’in Doris Fuchs (Institut für Politikwissenschaft, WWU Münster) und Prof. Bodo Philipp (Institut für Molekulare Mikrobiologie und Biotechnologie, WWU Münster) gestartet und ist im Zentrum für Interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung (ZIN) angesiedelt. Das BMBF fördert das Projekt während der dreijährigen Projektlaufzeit im Rahmen seines Konzepts „Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel“.

BRAIN ist eines der Biotech-Unternehmen, das sich am BürgerInnen-Dialog beteiligen wird. Die Dialogrunden mit allen Stakeholdern sollen erstmals im Sommer 2021 stattfinden.

Referenzen:

Dieken S. et Venghaus S. (2020) Potential Pathways to the German Bioeconomy: A Media Discourse Analysis of Public Perceptions. Sustainability 2020, 12(19), 7987; https://doi.org/10.3390/su12197987

Philipp B: Auf dem Weg zur [Bio]Ökonomie: Von der Biologie lernen? Nachhaltigkeits-Blog des Zentrum für Interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung (ZIN), Beitrag vom 24. November 2020. http://nach-haltig-gedacht.de/ bzw. http://nach-haltig-gedacht.de/2020/11/24/auf-dem-weg-zur-bio-oekonomie-von-der-biologie-lernen/


→ Hier erfahren Sie mehr zum Biotechnologie-Portfolio von BRAIN

→ Hier finden Sie Beispiele biobasierter Lösungen von BRAIN für die Industrie

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