EFIB review
© David Bohmann
15. Oktober 2021

Der Green-Deal und die Biotechnologie

Zur EFIB 2021 trafen sich Vertreter aus Wirtschaft und Politik erstmals wieder „in persona“ und diskutierten über die Biotechnologie als Treiber der Bioökonomie und über die Hoffnung auf eine baldige Änderung des europäischen Gentechnik-Gesetzes.

Gute Gespräche, viele neue Denkanstöße und eine erfreuliche Internationalität – so fiel das Fazit unserer Kolleg:innen aus, nachdem sie in Wien an der EFIB 2021 teilgenommen hatten. Das „Europäische Forum für industrielle Biotechnologie und Bioökonomie“ hatte endlich wieder analog stattgefunden und die deswegen nahezu euphorisierten Teilnehmenden hatten es sichtlich genossen, sich in Wien zu treffen und endlich wieder einmal „Face-to-face“ sprechen zu können. Im Folgenden ein paar persönlichen Eindrücke unserer Kolleg:innen von BRAIN Biotech AG und Biocatalysts Ltd.:

Dr. Esther Gabor, BRAIN Biotech: „Es war eine sehr gute Veranstaltung! Vertreten waren vor allem Industrie, Start-ups und Verbände und im Zentrum der Vorträge stand die konkrete Umsetzung des Green Deal. Dass die Biotechnologie einen besonders wichtigen Beitrag zu dessen Erfüllung leistet, darüber bestanden wohl bei keinem der Anwesenden Zweifel! Wo aber genau kann die Biotechnologie den größten „Impact“ leisten? Zwei wichtige Stoßrichtungen kristallisierten sich in den Vorträgen heraus: die Bereiche Agri-Food und nachhaltige Materialien.

Der Nahrungsmittelbedarf wird sich von 2010 bis 2050 mehr als verdoppelt haben und terrestrische sowie marine Agrarräume sind bereits jetzt nahezu ausgereizt. Anne Bogdanksi von der UN Organisation FAO forderte daher schnelle innovative Lösungen, und nannte als Beispiel die biotechnologisch durch Mikroalgen hergestellte Omega-3-Fettsäure, die Fische als Quelle der für uns wichtigen Fettsäure ersetzen kann.“

— — — — — — — — — — —

Benedict D'Alessandro, Biocatalysts: „Die EFIB war dieses Jahr phantastisch! Die Leute im wirklichen Leben zu sehen – was für ein Genuss! Ähnlich wie bei der Future Food Tech in der Woche zuvor herrschte ein gemeinsamer Tenor zu den Schwierigkeiten bei der Skalierung. Es wurden auch interessante Innovationen vorgestellt, wie z. B. die neue Technologie von Alpha-Proteins zur Erzeugung hochwertiger Proteine aus Abfallströmen unter Verwendung des bescheidenen Mehlwurms.

Die Botschaft, die bei mir hängen blieb, war jedoch die Forderung nach einer besseren Zusammenarbeit der Industrie bei der Öffentlichkeitsarbeit für die Biotechnologie. Olivier Rigaud von Corbion hat es sehr schön auf den Punkt gebracht: Ohne eine gemeinsame Aufklärungsarbeit würden die Regulierungsbehörden weiterhin vor großen Herausforderungen stehen. Seine Einschätzung: Sobald die Menschen die Biotechnologie akzeptieren, werden die Regulierungsbehörden folgen.“

— — — — — — — — — — —

Dr. Patrick Lorenz, BRAIN Biotech: „In mehreren Vorträgen ist deutlich geworden, dass zum Bereich Agri-Food nicht nur die Nahrung, sondern auch die Verpackung gehört: Auch hier kann Biotechnologie zur Entwicklung neuer, biobasierter Materialien beitragen oder biochemische Wege entwickeln, um Kunststoff zu recyceln. Im Bereich Lebensmittel kann Biotechnologie vor allem den Ersatz von tierischem Eiweiß durch modifiziertes pflanzliches und fermentativ hergestelltes mikrobielles Eiweiß – unter Einsatz der Präzisionsfermentation – beschleunigen.

Die Fortschritte, die im Feld der sogenannten alternativen Proteine bereits in den USA und in Asien zu sehen sind, sind enorm. Europa hängt hier weit hinterher – geschuldet zum einem der nicht mehr zeitgemäßen behördlichen Regulierung des Genom-Editings und zum anderen vergleichsweise langwieriger Genehmigungsverfahren der europäischen Lebensmittelbehörden.“

— — — — — — — — — — —

Dr. Michael Krohn: „Neue Fermentationsprozesse entwickeln, geeignete Mikroorganismen bereitstellen, Produktionsprozesse up-scalen, Proteine mit Protein-Engineering optimieren – das alles waren Themen, die bei der EFIB im Fokus der Anwender standen; und natürlich auch das Thema Genomeditierung. Im deutschen Sprachraum auch gerne als Gen-Schere bezeichnet, aber international als CRISPR-Cas Werkzeug, das die Entwicklung solcher Prozesse überhaupt erst präzise ermöglicht. Da hat es mich gefreut, dass ich mit meinem Vortrag „Precise editing in living organisms“ gut in den allgemeinen Trend der Konferenz hereinreichen konnte! Darin ging es um die Entwicklung der BEC-Nuklease bei BRAIN und um das Potenzial der gezielten mikrobiellen und pflanzlichen Nutzung dieser Technologie.“

— — — — — — — — — — —

Nico van Schoot, Biocatalysts: „Diese Ausgabe der EFIB stand unter dem Motto ´Delivering the Green Deal´. Die industrielle Biotechnologie trägt eine wachsende Verantwortung für die Einführung von Technologien, die die Verarbeitungseffizienz in der Lebensmittelkette verbessern und den Ersatz von tierischem durch modifiziertes pflanzliches Protein beschleunigen. Allerdings zögern insbesondere die EU-Regulierungsbehörden, Technologien wie CRISPR-Genome-Editing zu akzeptieren, um dies zu erreichen. Edith Schippers, Präsidentin von DSM, brachte es auf den Punkt: Wir sollten alle wie ‘Troubadoure’ handeln: Wir sollten aufklären und die Botschaft verbreiten, dass die Biotechnologie ein sicheres Instrument ist, das seit Jahrzehnten in vielen Branchen, auch in der Lebensmittelindustrie, eingesetzt wird.“

Hier können Sie mehr über unsere Angebote erfahren:

Unsere Leistungen
www.brain-biotech.com/services

We Crispr for you
www.brain-biotech.com/we-crispr-for-you

Wenden Sie sich an unser Tochterunternehmen Biocatalyst Ltd., um herauszufinden, wie Enzyme in der Fermentation Ihre Prozesse unterstützen können:

www.biocatalysts.com/contact/

Diese Seite teilen