Biologenverband zeichnet Dr. Holger Zinke mit der Treviranus-Medaille aus
Press Release in german
Die höchste Auszeichnung des Biologenverbandes wird
anlässlich des Tages der Biowissenschaften 2011 am 4. November in Berlin übergeben.
Der VBIO würdigt damit die führende wissenschaftliche, unternehmerische und
branchenvernetzende Rolle des Preisträgers auf dem Gebiet der Bioökonomie und
speziell der weißen und industriellen Biotechnologie.
Holger Zinke hat die Biologie zum Mittelpunkt seiner unternehmerischen Aktivitäten
gemacht. Er erkannte frühzeitig das wirtschaftliche Potential des „Werkzeugkastens
der Natur“ und nutze diesen konsequent für die Entwicklung von innovativen
Produkten und Verfahren.
Die Biologie und das “Lernen von der Natur“ als Anregung für die Lösung technischer
Probleme und der konsequente Einsatz biologischer Systeme bilden die Geschäftsidee seines
Unternehmens BRAIN AG. Holger Zinke und sein Team tragen dazu bei, dass chemische
Prozesse durch umweltfreundliche Verfahren ersetzt und innovative Produkte auf Basis der
Biologie entwickelt werden.
Es ist Holger Zinke parallel gelungen, auch in der Gesellschaft, den Medien und der Politik ein
wachsendes Interesse an der Biologie als Leitwissenschaft des 21. Jahrhunderts zu
verankern. Er prägt durch sein unternehmerisches Handeln eine sich neuentwickelnde
Branche der Bioökonomie.
„Dr. Holger Zinke hat es als Pionier der weißen Biotechnologie hervorragend verstanden, die
etablierte Chemiebranche von den Vorzügen einer Biologisierung der industriellen Prozesse
zu überzeugen und hat so entscheidende Impulse für eine nachhaltige Wirtschaft gegeben“
würdigt Prof. Dr. Diethard Tautz, Präsident des VBIO, den Preisträger. „Herr Zinke hat als
Mikrobiologe und Biochemiker dabei stets die Biologie in Ihrer Gesamtheit im Blick gehabt
und deren zunehmende Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft nach außen sichtbar
gemacht“ so Tautz weiter.
Das von Holger Zinke gegründete Unternehmen BRAIN untersucht im Rahmen von
Kooperationen mit Industrieunternehmen neuartige Stoffwechselwege, bioaktive Naturstoffe,
Enzyme und Biokatalysatoren. Ausgangspunkt sind dabei Mikroorganismen oder komplexe
Lebensgemeinschaften von Mikroorganismen wie etwa Biofilme an natürlichen Standorten,
die von der BRAIN als Metagenombibliotheken erschlossen werden. Diese
Lebensgemeinschaften werden auf ihre genetische Ausstattung und ihre physiologischen
Eigenschaften hin untersucht. Die mit roboterisierten Methoden identifizierten Moleküle
werden auf ihre technische Eignung hin untersucht und ggf. durch molekulargenetische
Verfahren optimiert. Durch den Einsatz biologischer Systeme konnten aufwändige chemische
Prozesse ersetzt bzw. umweltfreundlicher gestaltet werden. Bekanntestes Beispiel ist ein mit
Henkel entwickeltes waschaktives Enzym, das bei Temperaturen von 40 °C die gleiche
Waschkraft entwickelt, die zuvor bei 60 °C erreicht wurde. Dies führt zu einer 50%igen
Energieeinsparung beim Waschvorgang sowie zur Einsparung von 1,4 Mio. Tonnen CO2 pro
Jahr. Weitere Beispiele der breiten Anwendung des „Werkzeugkastens der Natur“ für
industrielle Prozesse umfassen etwa Kosmetik-Inhaltsstoffe mit dem Aromen- und
Duftstoffhersteller Symrise, Nutzung von CO2 als Rohstoff mit dem Energieversorger RWE
oder Flugzeugenteisungsmittel auf Basis von Rohgylcerin aus der Biodiesel-Produktion mit
Clariant.
„Ich bin sehr dankbar für diese Ehrung, die ich stellvertretend für das Unternehmen BRAIN,
die Mitarbeiter sowie die zahlreichen industriellen und akademischen Kooperationspartner
entgegennehmen darf“, so Holger Zinke. „Die Etablierung einer nachhaltigen Bioökonomie
kann nicht durch Einzelakteure erfolgen, sondern bedarf einer großen gemeinsamen
Anstrengung im interdisziplinären Zusammenspiel von Biologen, Chemikern, sowie
Ingenieuren und Kaufleuten. Aber auch Unternehmer und die Politik sind gefragt: es ist eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Ein nachhaltiges Wirtschaftssystem, basierend auf
biologischen Rohstoffen, Verfahren und Produkten ist eine Vision, die in vielerlei Hinsicht
einem komplexen biologischen Organismus ähnelt, wie er auch von Gottfried Reinhold
Treviranus beschrieben wurde: einem nachhaltigen Wirtschaftssystem des Lebens.“
Weitere Informationen
Die Treviranus-Medaille wird im Rahmen einer Abendveranstaltung am 4. November 2011 an
Dr. Holger Zinke übergeben. Pressevertreter sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen.
Die Veranstaltung findet in der Neuen Mälzerei in Berlin statt und beginnt um 19:30 Uhr.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Dr. Kerstin Elbing, Geschäftsstelle Berlin des VBIO,
Tel. 030-27891916, elbing@vbio.de, www.vbio.de
Zum Preisträger:
Dr. Holger Zinke (48) studierte Biologie an der TU Darmstadt und gründete 1993 die
Biotechnology Research and Information Network (B.R.A.I.N.) AG deren
Vorstandsvorsitzender er ist.
Dr. Holger Zinke ist Mitgründer mehrerer Branchenverbände ein, darunter die Vereinigung
deutscher Biotechnologie-Unternehmen (VBU), BIODeutschland und dem Industrieverbund
Weiße Biotechnologie IWBio.
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt verlieh Dr. Holger Zinke zusammen mit Ernst-Ulrich von
Weizsäcker als „Pioniere des nachhaltigen Wirtschaftens“ 2008 den Deutschen Umweltpreis.
Im Jahr 2010 erhielt Dr. Holger Zinke für sein unternehmerisches Wirken das
Bundesverdienstkreuz am Bande. Seit 2010 ist er Mitglied im Bioökonomierat der Deutschen
Bundesregierung.
Zur Treviranus-Medaille
Der VBIO zeichnet Personen, die sich in der Öffentlichkeit besonders für die
Biowissenschaften engagieren, mit der Treviranus-Medaille aus. Die Auszeichnung trägt den
Namen des Bremer Arztes und Naturforschers Gottfried Reinhold Treviranus (1776 - 1837).
Dieser hat in seinem Hauptwerk “Biologie oder Philosophie der lebenden Natur für
Naturforscher und Ärzte” erstmals den Begriff “Biologie” als Klammer des damals schon
existierenden Spektrums an “Lebenswissenschaften” eingeführt. In der Einleitung schrieb er:
“Die Gegenstände unserer Nachforschungen werden die verschiedenen Formen und
Erscheinungen des Lebens sein, die Bedingungen und Gesetze unter welchen der
Lebenszustand stattfindet und die Ursachen, wodurch derselbe bewirkt wird. Die
Wissenschaft, die sich mit diesen Gegenständen beschäftigt, werden wir mit dem Namen
Biologie oder Lebenslehre bezeichnen”.
Bisherige Preisträger der Treviranus-Medaille waren unter anderem Professor Dr. Hubert
Markl, ehemaliger Präsident der Max-Planck-Gesellschaft und Professor Ernst-Ludwig
Winnacker, ehemaliger Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Über den VBIO
Der VBIO e. V. ist das gemeinsame Dach für alle, die im Bereich Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin studieren oder tätig sind – egal ob in Hochschule, Schule, Industrie, Verwaltung, Selbstständigkeit oder Forschung. Die Mitglieder des VBIO vertreten das gesamte Spektrum der Biowissenschaften von der molekularen, zellulären oder der am Organismus orientierten Sicht bis hin zur Biomedizin. Neben den individuellen und den institutionellen Mitgliedern (wissenschaftliche Fachgesellschaften) wirken Firmen, Verbände, Institutionen und Forschungseinrichtungen als kooperierende Mitglieder im VBIO mit.