6. Juli 2022

„Ein ESG-Bericht ist kein Selbstzweck“

Interview zur Veröffentlichung des ersten Nachhaltigkeitsberichts der BRAIN Biotech AG

Die BRAIN Biotech AG hat Mitte Juni ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht und initiale ESG-Daten veröffentlicht. Wir haben unseren Kollegen Michael Schneiders, verantwortlich für IR und für das Thema Nachhaltigkeit, zu Hintergrund, Herausforderungen und zu den nächsten Schritten in Sachen Nachhaltigkeit bei BRAIN befragt.

Michael, warum ist es für BRAIN wichtig bzw. notwendig einen Nachhaltigkeitsbericht samt ESG-Datenblatt vorweisen zu können?

Bei der Gründung des Unternehmens vor rund 30 Jahren waren u.a. die Biologisierung industrieller Prozesse und der Einstieg in eine Kreislaufwirtschaft Leitgedanken. Das Thema Nachhaltigkeit war bei BRAIN von Tag Eins an in der Unternehmens-DNA verankert, und viele Anleger investieren genau deshalb bereits seit Jahren in die Aktie.

„Mit unserem ESG-Bericht wollen wir proaktiv auf unsere wichtigsten Stakeholder-Gruppen zugehen: Aktionäre, Kunden und Mitarbeitende.“

In den letzten Jahren haben sich gerade für börsennotierte Unternehmen die Transparenzanforderungen auch an die nicht-finanzielle Berichterstattung deutlich erhöht. Mit unserem ESG-Bericht wollen wir proaktiv auf unsere wichtigsten Stakeholder-Gruppen zugehen: Aktionäre, Kunden und Mitarbeitende.

Was war deine Rolle bei der Erstellung dieses initialen Nachhaltigkeits- und ESG-Berichts und wie bist du vorgegangen?

Ich war sozusagen der operative Projektleiter bei der Erstellung unseres ESG-Berichts. Das Projekt hat mit dem Zusammenstellen eines schlagkräftigen Teams und dem Erstellen eines inhaltlichen Konzepts begonnen, dann folgten das Schreiben der Inhalte und die Abstimmung des Berichts mit dem Aufsichtsrat und dem Vorstand. Unser CEO Adriaan Moelker hat dabei das Projekt von Anfang an befürwortet und begleitet.

Gab es bei der Bestandsaufnahme Überraschungen?

Das Hauptproblem, übrigens ein Problem der meisten Unternehmen, bestand darin, dass wir traditionell zwar Meister der finanziellen Datenerhebung und Berichterstattung sind, es aber bei der nicht-finanziellen Berichterstattung keinen einheitlichen Datenbestand in der Gruppe gab. Hier mussten wir erst Standards schaffen und die Datenerhebung einleiten. Es kam dabei zu keinen größeren Überraschungen, allerdings verbessern die zusätzlichen Daten klar unsere Einsicht in die Unternehmensgruppe und werden zukünftig auch ein integraler Bestandteil unserer Unternehmensplanung und Risikoanalyse bilden.

BRAIN folgt bei seiner Strategie zur nachhaltigen Unternehmensentwicklung sowie Berichterstattung mehreren etablierten nationalen und internationalen Richtlinien. Warum reicht nicht eine dieser Richtlinien aus, und wie schafft man es, diese vielen Richtlinien unter einen Hut zu bekommen?

Die nicht-finanzielle Berichterstattung ist noch eine relative neue Anforderung an die Unternehmen. Daher bilden sich allgemein anerkannte nationale und internationale Standards erst langsam heraus. Wir haben hier sehr genau analysiert, welche Standards sich nun zu etablieren scheinen und uns auch an den großen Wettbewerbern in unserem Sektor orientiert, die schon etwas länger ESG-Berichte veröffentlichen.

Zusätzlich gehen wir davon aus, dass die Anfrage nach einer integrierten Berichterstattung in den nächsten Jahren stark zunehmen wird; deshalb haben wir uns für Standards entschieden, die auch von Wirtschaftsprüfern anerkannt werden. Insgesamt dürfte es auch bei den allgemein anerkannten Standards in den nächsten Jahren zu einer Konsolidierung kommen.

Basis der ESG-Datenerhebung war die sogenannte Wesentlichkeitsanalyse. Wieso wurde dieser Ansatz gewählt?

Ein ESG-Bericht ist ja kein Selbstzweck, sondern nur dann sinnvoll, wenn er sich auf die Themenfelder konzentriert, die das Unternehmen in seinem wirtschaftlichen Handeln tangieren und die für die gesellschaftliche Verantwortung der BRAIN-Gruppe entscheidend sind. Die Wesentlichkeitsanalyse führt genau zu diesem Fokus: Was ist wesentlich für die Gruppe im Hinblick auf die drei ESG-Dimensionen? Basierend auf dieser Analyse haben wir die Schwerpunkte in unserem Nachhaltigkeitsbericht ausgerichtet.

„Wirtschaftliche Prosperität bildet die Grundlage für ein erfolgreiches Arbeitsumfeld, dafür, dass wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen und sie ist die Grundlage für innovative Forschung.“

Die ESG-Daten beruhen auf „ESG plus“. Was bedeutet das?

Wir haben uns entschieden auch ökonomische und Impact-Ziele in unserem Nachhaltigkeitsansatz zu verankern. Es ist unsere tiefe Überzeugung, dass nur durch nachhaltige Profitabilität und positive Cashflow-Generierung die Existenz des Unternehmens langfristig gewährleistet werden kann. Wirtschaftliche Prosperität bildet die Grundlage für ein erfolgreiches Arbeitsumfeld, dafür, dass wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen, und sie ist die Grundlage für innovative Forschung. Aus unseren Biotech-Innovationen entstehen dann unsere Impact-Produkte und Services, mit denen wir einen wirklichen Unterschied in der Nachhaltigkeit machen können. Wir konzentrieren uns hierbei auf die Bereiche Ernährung, Gesundheit und Umwelt.

Die selbstgesteckten Ziele für 2032 sind ehrgeizig! Wie geht es jetzt weiter, um sie zu erreichen?

Im nächsten Schritt geht es um die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen. Momentan bilden wir dazu gruppenübergreifende Teams und wir werden zunächst Ideen sammeln, wie wir unsere Ziele am effizientesten erreichen können. Die schnell realisierbaren Ziele werden wir zuerst angehen und die mittel- bis langfristigen Projekte in unserer Unternehmensplanung und in unserer Finanzierungsstrategie berücksichtigen. Wir definieren Meilensteine auf dem Weg bis 2032, die auch Eingang in die nicht-finanziellen Ziele des Vorstands finden werden. Der Aufsichtsrat begleitet diesen Prozess schon jetzt aktiv.

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